Tafelinformationen 2021 - Tafelarbeit im ersten Corona Jahr

Das Jahr 2020 war ein in jeglicher Hinsicht herausforderndes. Jede und jeden hat es vor bis dahin ungeahnte Probleme gestellt und das gesellschaftliche, wirtschaftliche und private Leben stark verändert.

Besonders betroffen sind davon arme Menschen in Deutschland und weltweit. Die absolute Armut (dazu zählen Menschen, die täglich bis zu 1,90 Dollar zum Leben haben) ist 2020 erstmals seit 1998 wieder gewachsen. Auch wenn in unserem Land niemand von absoluter Armut betroffen ist, so sind es doch auch hier die Armen, die unter der Krise am meisten leiden.

„Arme können nicht hamstern“ titelte die Süddeutsche Zeitung im April einen Beitrag über die Arbeit der Tafeln im ersten Lockdown. Etwa die Hälfte der landesweit 949 Tafeln mussten damals vorübergehend ihre Arbeit einstellen. Gleichzeitig stieg die Zahl der Bedürftigen wegen Corona bedingter Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit und durch den Wegfall von teilweise kostenlosen Mahlzeiten in Kitas und Schulen. Auch der Einkauf im Supermarkt wurde für Bedürftige schwieriger.

Leergefegte Regale vermindern die Menge an Sonderangeboten, auf die diese Menschen oft angewiesen sind. Und auf Vorrat einkaufen können sie sich nicht leisten. Auch alle anderen Aspekte, die die Tafelarbeit ausmachen, blieben auf der Strecke. Kontakte, Gespräche, Gemeinschaft und Teilhabe fielen fort. „Es besorgt mich sehr, dass Armut während der Coronakrise zunehmend im Verborgenen stattfindet. Armut hat immer eine Vereinsamungstendenz, jetzt verschärft sich das“ (Jochen Brühl, Vorsitzender der Tafel Deutschland).

Selbstverständlich hat die Coronakrise im Frühjahr 2020 auch die Bonner Tafel schwer getroffen. Wir mussten, glücklicherweise nur kurzfristig, für zwei Wochen schließen, konnten aber die Belieferung der sozialen Einrichtungen auch in dieser Zeit aufrechterhalten. Es konnten auch die älteren Kunden, die den Weg zur Tafel körperlich nicht mehr bewältigen können, lückenlos versorgt werden, weil wir seit Februar mit einem zusätzlichen Auto für sie einen Lieferservice anbieten konnten.

Während dieser Zeit haben wir ein Konzept für eine kontaktlose Versorgung unserer Kundschaft über Lebensmittelgutscheine erstellt. Dass dies realisiert werden konnte, ist der großen Spendenbereitschaft der Bonner Bürgerschaft und vor allem dem Generalanzeiger zu verdanken. Mit einer Sonderauflage des „Weihnachtslichtes“ hat uns der GA großzügig unterstützt, so dass alle Senioren über zwei Monate mit Lebensmittelgutscheinen versorgt werden konnten. Dazu kam eine gleichgroße Spende der „Aktion Mensch“. Mit diesem Geld haben wir Lebensmittelgutscheine für die jüngeren Kunden erworben.

Neben der Sorge um eine verlässliche Unterstützung der Tafelkunden stand die Sorge um die gesundheitliche Sicherheit aller im Vordergrund. Das hat uns vor große Herausforderungen gestellt. Viele unserer ehrenamtlichen Helfer*innen sind im Rentenalter und gehören damit zur Risikogruppe. Es hat jedoch keinen personellen Engpass gegeben, auch deshalb nicht, weil wir viel solidarische Unterstützung junger Menschen erfahren haben. Die Einarbeitung neuer Mitarbeiter*innen ist unter Corona Bedingungen allerdings schwieriger als sonst üblich.

Zum Schutz aller Beteiligten haben wir ein Hygienekonzept entwickelt und umgesetzt, das vielerlei Veränderungen im Arbeitsablauf nötig machte. Von Vorteil war dabei, dass wir schon immer in festen Teams arbeiten und damit Kontakte reduziert sind. Ebenfalls haben wir aus räumlichen Gründen die Lebensmittel schon immer außerhalb der Geschäftsstelle und nicht im Gebäude verteilt. Im Gebäude haben wir die Aufenthaltsbereiche für die Mitarbeiter*innen verändert, um die gebotenen Abstandsregeln einhalten zu können. Mit diesen und vielen anderen Sicherheitsmaßnahmen konnten wir den Sommer über arbeiten und unsere Kundschaft versorgen.

Im November musste das Konzept nachgeschärft werden, um für die Weihnachtsaktion gerüstet zu sein. Für zwei Wochen gab es statt Lebensmitteln wieder Gutscheine wie im Frühjahr. Das erklärte Ziel war, wie in jedem Jahr Weihnachtspäckchen mit hochwertigen Lebensmitteln verteilen zu können, die in großer Zahl von Bonner Bürger*innen gespendet werden. Wir sind stolz darauf und freuen uns, dass dies gelungen ist.

Die Mitarbeiter*innen der Bonner Tafel haben 2020 hervorragende Arbeit geleistet und gewaltige Herausforderungen gemeistert. Ob sie auch in Zukunft Kraft und Freude für ihr Ehrenamt bewahren können, hängt maßgeblich davon ab, wie ihre Arbeit wahrgenommen und unterstützt wird. Deshalb danken wir Ihnen für Ihre wohlwollende Unterstützung der Bonner Tafel herzlich und wünschen uns, dass Sie uns weiterhin zur Seite stehen.

Die Solidarität unserer Spender und die Dankbarkeit unserer Kunden sind der große Lohn für unser ehrenamtliches Engagement.

Beatrix Görtner
für den Vorstand der Bonner Tafel e.V.

Die Tafelinformation 2021 als pdf-Datei finden Sie hier.

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